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Kommentar zu "Einheitsschule ist ein pädagogisches Verbrechen"

Die Schlagzeile im heutigen Darmstädter Echo "Einheitsschule ist ein pädagogisches Verbrechen" ist mir ein Innehalten wert. Stehen wir als Befürworter/innen und Gegner/innen integrierter Gesamtschulen gleichsam um den kaukasischen Kreidekreis herum - droht uns das Wohl unserer Kinder aus den Augen zu geraten? 1996 hatte der Niedersächsische Staatsgerichtshof festgestellt, dass es mit der niedersächsischen Verfassung vereinbar sei, dass "neben der IGS der Bestand des gegliederten Schulsystems nicht garantiert ist." Also nicht nur kein Verbrechen, sondern verfassungsgemäß.

Aber was wissen wir wirklich über die Chancengleichheit in integrierten Schulsystemen? Der heutige Mannheimer Morgen gibt zu bedenken: "Selbst die Gesamtschule bietet nicht automatisch gleiche Bildungschancen für alle, sondern oft genug nur deren Illusion. Wer Chancengleichheit für alle fordert, muss Schulen und auch Kindergärten entsprechend ausstatten: mit Personal, mit Räumen, mit finanziellen Mitteln, die eigenverantwortlich eingesetzt werden dürfen. Gerade benachteiligte Kinder haben eine Menge aufzuholen. Eine richtig gute Schule kostet eben auch richtig viel Geld: mehr als die teuerste Imagekampagne."

Wie kommt so ein Wort wie das des "pädagogisches Verbrechens" in eine schulpolitische Diskussion? Der Abgeordnete Kleinmann gebrauchte es am 17.04.2002 im Landtag von Baden-Württemberg in einer Debatte um eine angebliche Säkularisierung des Religionsunterrichts. Der Abgeordnete Irmer sprach bereits am 23.11.2004 im Hessischen Landtag vom "pädagogischen Verbrechen" der Abschaffung des gegliederten Schulwesens. Da man es ihm durchgehen ließ, verwendete der Abgeordnete Irmer den Begriff des "pädagogischen Verbrechens" am 05.10.2006 erneut in einer Debatte des Hessischen Landtags im Zusammenhang mit der integrierten Gesamtschule als "Einheitsschule". Heute wird er im Darmstädter Echo zitiert: "'Wenn Rot-Rot-Grün am 27. Januar eine Mehrheit in Wiesbaden bekommt, was Gott verhüten möge, dann wird in Hessen wieder die Einheitsschule eingeführt. Und die ist ein pädagogisches Verbrechen', sagte Irmer am Montagabend in der Aula der Justin-Wagner-Gesamtschule." Wie soll man damit umgehen und seinen Kindern ein gutes Vorbild sein?

Anbei die Fundorte für die zitierten Landtagsdebatten :


www.uri-text.de | Oldenburg (Oldb) | 2007-10-31